Weingut HM Lang

Weingut HM Lang

Dienstag, 15. september 2020

Einfach besonders.

Heidelinde und Markus Lang sind sich ihrer Sache sicher. Klingt allzu selbstbewusst, hat aber viel mehr mit Bewusst-sein an sich zu tun. Die eigene Arbeit als bewusstes Tun, als Vehikel zum Stilechten und Unverfälschtem. So-weit dieses etwas sperrige Entrée. Doch es ist schwer angesichts der Weinqualität und der ausgeprägten Hands-on-Mentalität geringere Superlative zu verwenden.

Markus Lang ist ausgebildeter Maschinenbauer, war weltweit im Management von Technik-Unternehmen tätig, und leitet heute ein österreichisches Traditionsunternehmen. Der Fokus aufs baulich Machbare, aufs Prozessorientierte dürfte ihm geholfen haben, die berühmten Grenzen des Wachstums zu erkennen. So war für das Ehepaar biologischer Anbau selbstverständlich, seit 2017 ist man Demeter-zertifiziert.     

Das Ehepaar arbeitet mit einer Baumpresse, die Markus selbst konstruiert hat und die bis zu 100 Tonnen Gewicht oder 6 Bar Druck auf den Presskorb bringt. Das entspricht einem vollgepumpten Trekking-Rad-Reifen. Ohne Hydraulik und Strom, alles händisch. Ein 9m langer Stahlträger wirkt auf der wahrscheinlich leistungsstärksten Baumpresse der Welt. Durch die zweitägige (!) Ganztraubenpressung bekommen sie bis zu 65% des Saftes aus den Beeren. Normal sind um die 60%. Die Mehr-Menge sei nicht nur eine in Litern messbare, sondern vor allem eine qualitativ bessere.

Direkt unter der Presse erstreckt sich ein ehemaliger, laut Lang in den 1930er Jahren erbauter Luftschutzbunker, unmittelbar im Felsen eingefügt. Selten so etwas gesehen. Dunkler Stein, Anthrazit, fast Schwarz, wunderschön, wie ein Kunstwerk. Darin ein gutes Dutzend Stockinger-Fässer und Amphoren aus Steingut.

Gelesen werden die Trauben mit Ende August, Anfang September sehr früh und sorgen so für eine animierende Säure. Die braucht es aber auch, um ungeahnte Aromenvielfalt und das lange Hefelager trinkfreudig zu halten. Weltklasseweine mit Trinkspaß, das meinen wir von Sussitz – Wir leben Wein vollkommen ernst.

Heidelinde und Markus Lang arbeiten mit sehr alten Weingärten (im Steiner Schreck bis zu 90 Jahre, im Steiner Braunsdorfer bis zu 50 Jahre alt). Dabei geht es ihnen nicht um alte Rebstöcke per se, sondern um die DNA: „Wir brauchen nur das Wurzelsystem (Mitochondrium), die Information, die der Weinstock an die Frucht weitergibt.“ Daher veredeln sie auch jüngere Pflanzen mit einer Auswahl der ältesten Weinreben (eigene oder z.B. aus dem Elsaß).

All das macht die Weine des Ehepaars besonders. Erschmecken müssen Sie das aber selbst. Wir laden Sie herzlich dazu ein