Portugal

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Mittwoch, 8. juni 2022

Eine Endeckung wert

PORTUGALS WEINBAUGEBIETE

DOC VINHO VERDE ▪ VINHO REGIONAL MINHO

Das Vinho Verde liegt mit seinen 35000 Hektar Rebfläche im nordwestlichen Eck Portugals, oberhalb der Stadt Porto, zwischen dem Fluss Minho im Norden (der Grenze zum spanischen Galizien), den Bergen im Osten, den Bergketten nördlich des Flusses Douro im Süden und dem - das Klima prägenden - Atlantik im Westen. Mit 2000 Millimeter Niederschlag jährlich - sie fallen hauptsächlich im Winter und im Frühjahr - ist es das regenreichste, kühlste und grünste Weinbaugebiet Portugals. Dieses Klima und die kargen, sandigen Granitböden mit oft nur wenigen Dezimetern Humusauflage, machen den Vinho Verde, "Grüner Wein", zu einem frischen Weißwein mit niedrigem Alkoholgehalt, lebendiger Säure und einer exotischen Aromatik. Im Stil unterscheidet man zwei Typen: Den klassischen Vinho Verde (den man auch schlicht als Vinho Verde bezeichnet) mit seinem lebhaften CO2 - Gehalt, leichten 9 bis 11%Vol, ohne Jahrgangsangabe am Etikett, und die Weißweine in gewohntem Ausbau, ohne Fremd-CO2, 11 bis 13%Vol, im Stahltank oder Holzfass ausgebaut, mit Jahrgangsangabe. Sie tragen den Namen des Anbaugebietes Vinho Verde meist nur klein am Etikett, um nicht den Eindruck zu erwecken, es handle sich um den klassischen Typ.

DOC DOURO & DOC PORTO ▪ VINHO REGIONAL DURIENSE

Das Douro beginnt 100 Kilometer östlich von Porto und erstreckt sich mit seinen 40000 Hektar Rebfläche entlang des Flusses Douro und dessen Nebenflüssen 100 Kilometer weiter ins Landesinnere bis zur spanischen Grenze. Es ist die imposanteste, intensivste und wildeste Weinlandschaft der Welt und gleichzeitig das zweittrockenste und -heißeste Weinbaugebiet Portugals. Denn das Gebirge von Marao schützt das Douro vor den ausgleichenden Atlantikwinden aus dem Westen. Den drückenden Sommern mit bis zu 40 Grad Celsius folgen kalte Winter. Das Douro gilt als das älteste Weinbaugebiet der Erde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts suchten zahlreiche Naturkatastrophen den Weinbau am Douro heim. Echter Mehltau, Falscher Mehltau und die Reblaus führten um 1890 zu einer Zerstörung von rund 65% der Rebfläche. Weinbau wird im Douro fast ausschließlich auf Schieferböden betrieben. Er ist Nährstoffquelle, schützt vor dem Austrocknen und gibt den Wurzeln der Reben auch ohne Erdreich Halt. Der dunkle Schiefer strahlt nach Sonnenuntergang die gespeicherte Wärme wieder ab, wovon die Blätter und Trauben der Reben genauso wie die vielen Oliven-, Feigen-, Orangen-, Pfirsich-, Zitronen- und Mandelbäume profitieren. Im Douro einzigartig sind die ca. 1000 Hektar 50 bis 100 jährigen Weingärten, die als gemischter Satz mit bis zu 50 verschiedenen - zum größten Teil unbekannten - Sorten gepflanzt wurden. Ihr Ertrag liegt oft bei nur 200 Gramm Trauben pro Rebstock. Viele dieser Reben stehen heute noch unveredelt auf eigener Wurzel.

DOC BAIRRADA ▪ VINHO REGIONAL BEIRAS

Das Bairrada liegt nördlich der Stadt Coimbra zwischen dem Atlantik und dem Weinbaugebiet Dao und umfasst eine Rebfläche von 10000 Hektar. Das gesamte Gebiet ist vom milden atlantischen Klima beeinflusst. Durch die Nähe zum Meer liegen die jährlichen Niederschlagsmengen bei etwa 1000 Millimeter. Die regenfreie Zeit ist meist kurz. Oft kommen die heftigen Niederschläge zu früh und sättigen die Böden noch vor der Ernte. Die schweren, mergeligen Böden sind vom Kalk- und Feuersteinuntergrund (Silex) geprägt und zu 90% mit Reben der roten Sorte Baga bepflanzt, eine schwierige, spätreifende Sorte, die viel Geschick und Gefühl in Anbau und Vinifizierung verlangt. Kein anderes Weinbaugebiet Portugals wird derart von einer einzigen Sorte dominiert. Einmal in guten Händen - und der Jahrgang vom Wettergott gesegnet - bringt sie aber enorm konzentrierte, säure- und tanninbetonte Weine mit beinahe unbegrenztem Lager- und Reifungspotenzial. Ihr Duft ist von Aromen erinnernd an Dörrpflaumen, Teer, Tabak, Eukalyptus und Grillfleisch geprägt. Durch den kleinstrukturierten Weinbau sind die meisten Weingärten von Eukalyptus- und Pinienwäldern umgeben. Die Wachsschicht der Beerenhaut nimmt die ätherischen, würzigen Aromen der Bäume auf, die den Weinen den typischen Duft nach Eukalyptus und Minze verleihen. Viele Winzer, die das unglaubliche Potenzial dieses Weinbaugebietes erkannt haben, begannen in den letzten Jahren auch mit anderen autochthonen und mit internationalen Sorten zu arbeiten. Aus den weißen Sorten wird in der "Champagne Portugals" größtenteils Sekt produziert.

                                                                                                   

DOC ALENQUER ▪ VINHO REGIONAL LISBOA

Die Estremadura (weinbaulich Vinho Regional Lisboa) umfasst den 40 Kilometer breiten Küstenstreifen von Lissabon bis südlich von Coimbra und beherbergt eine Rebfläche von 30000 Hektar. Das atlantisch beeinflusste Klima sorgt für heiße Sommer mit vielen Sonnenstunden und teilweise heftigen Winden, trockene, kühle Nächte und sehr milde Winter. Durch gelegentlichen Regen sind die Reben auch im Sommer gut mit Wasser versorgt. Das innerhalb des Vinho Regional Lisboa befindliche DOC Alenquer liegt cirka 50 Kilometer nördlich von Lissabon zwischen Vila Franca und Obidos und zählt mit nur 300 km2 zu den kleinsten DOC Portugals. Die Böden sind von kalkigem Sandstein, Schotter und Muschelkalk geprägt. Durch die Kalksteinhügel der Serra de Montejunto vor den manchmal rauen atlantischen Winden gut geschützt, gilt das Alenquer in qualitativer Hinsicht als das wichtigste DOC der Estremadura. Das Alenquer beherbergt auch zahlreiche Obstgärten mit verschiedenen Sorten von Äpfeln, Birnen, Zwetschken, Pfirsichen und Mandeln. Durch das vor allem in Hinblick auf die Rebsortenpalette enge Korsett der DOC-Bestimmungen in ihren Möglichkeiten eingeschränkt, gehen die besten Produzenten immer mehr dazu über, ihre Weine als Vinho Regional Lisboa zu bezeichnen und auf die Nennung der DOC am Etikett zu verzichten. So tragen heute viele der besten Weine in jeder Preisklasse keine DOC-Bezeichnung, sondern „nur“ jene der Region: Vinho Regional Lisboa.

DOC ALENTEJO ▪ VINHO REGIONAL ALENTEJANO

Das Alentejo liegt im Süden Portugals und erstreckt sich mit 22000 Hektar Rebfläche östlich von Lissabon bis zur spanischen Grenze und reicht im Süden bis an die Algarve. Mit sommerlichen 45 Grad Celsius ist es vor dem Douro das heißeste und trockenste Weinbaugebiet Portugals. Rund 3000 Sonnenstunden sorgen für optimale Wachstumsbedingungen der Trauben, diese danken es mit perfekter physiologischer Reife. Die geringen Niederschläge gehen meist nur im Winter nieder. Das wiederum garantiert eine regenfreie Erntezeit und damit gesundes Lesegut. Auf den kargen Schiefer- und Granitböden erntet man auch hochwertigste Oliven und verschiedene Feldfrüchte. Im Alentejo zeigt sich der Einfluss internationaler Traubensorten am stärksten. Viele Produzenten setzen neben den typischen alten Sorten der Region auch auf Cabernet Sauvignon, Syrah und Chardonnay. Sie alle werden bei der Erzeugung der besten Weine auch im Alentejo in Lagares mit den Füßen getreten. Bezeichnungstechnisch gilt im Alentejo das gleiche wie in der Estremadura: Fast alle Weine sind als Vinho Regional Alentejano klassifiziert. Gegenüber einer DOC Bezeichnung ermöglicht das den Einsatz eines wesentlich breiteren Sortenspektrums. Nebenbei beherbergt das Alentejo auch den größten Korkeichenbestand (Quercus suber) Portugals und der Welt. Rund 190000 Tonnen Kork kommen jährlich aus Portugal. Das entspricht mehr als der Hälfte der Weltproduktion.